Unser „A-Team“ hatte für Dienstag, 5. Mai 2020 wieder eine Ökumenische Atempause am Dienstag im Dietrich Bonhoeffer Haus geplant. Die nachvollziehbaren Corona-Schutzmaßnahmen haben diese Pläne leider zunichte gemacht. Die Ideen unseres Atempauseteams bleiben unveröffentlicht. Wir hoffen auf Zeiten, in denen wir doch wieder unsere Atempause am Dienstag in physischer Anwesenheit und der Gemeinschaft von Mensch zu Mensch feiern dürfen.
An dieser Stelle sei die Gelegenheit genutzt, unserem „A-Team“ ganz herzlich zu danken für Jahre langen Einsatz und tolle Ideen und das schöne ökumenische Miteinander. Das Schöne, das bislang gewesen ist, mag uns stärken, jetzt den Mut nicht sinken zu lassen, sondern bereits an bessere Zeiten zu denken, um dann mit frischem Elan wieder ans Werk zu gehen. Bis dahin: Vielen Dank euch Aktiven, vielen Dank euch, die ihr immer gekommen seid, um das Werk der Atempause zu unterstützen.
Als gewiss nur unzureichender Ersatz für die Atempause seien hier Verse und Gedanken zur Schöpfung und unserer Freude an ihr zusammengestellt.
Lied: Evangelisches Gesangbuch Nr. 510
1) Freuet euch der schönen Erde,
denn sie ist wohl wert der Freud.
O was hat für Herrlichkeiten
unser Gott da ausgestreut,
unser Gott da ausgestreut!
2) Und doch ist sie seiner Füße
reich geschmückter Schemel nur,
ist nur eine schön begabte,
wunderreiche Kreatur,
wunderreiche Kreatur.
3) Freuet euch an Mond und Sonne
und den Sternen allzumal,
wie sie wandeln, wie sie leuchten
über unserm Erdental,
über unserm Erdental.
4) Und doch sind sie nur Geschöpfe
von des höchsten Gottes Hand,
hingesät auf seines Thrones
weites, glänzendes Gewand,
weites, glänzendes Gewand.
5) Wenn am Schemel seiner Füße
und am Thron schon solcher Schein,
o was muss an seinem Herzen
erst für Glanz und Wonne sein,
erst für Glanz und Wonne sein.
Wir dürfen es in diesen Tagen erleben, wie das Leben – Corona zum Trotz – mit starker Kraft erblüht. Die blühenden und grünenden Bäume anzuschauen ist eine wahre Freude, ebenso die Wiesen mit ihren Blumen, in denen die Hummeln und die Bienen brummen. Im Sommer kommt dann noch die zart lila Wegwarte dazu und grüßt uns vom Straßenrand und vom Wegesrain, als wolle sie uns zeigen, wo es lang geht.
Für all dies dürfen wir dankbar sein. Der Kinderliedautor Detlev Jöcker hat dies mit folgenden Worten getan:
1. Du hast uns deine Welt geschenkt:
den Himmel, die Erde.
Du hast uns deine Welt geschenkt:
Herr wir danken dir.
2. Du hast uns deine Welt geschenkt:
die Länder – die Meere.
Du hast uns deine Welt geschenkt:
Herr wir danken dir.
3. Du hast uns deine Welt geschenkt:
die Sonne – die Sterne.
Du hast uns deine Welt geschenkt:
Herr wir danken dir.
4. Du hast uns deine Welt geschenkt:
die Blumen – die Bäume.
Du hast uns deine Welt geschenkt:
Herr wir danken dir.
5. Du hast uns deine Welt geschenkt:
die Berge – die Täler.
Du hast uns deine Welt geschenkt:
Herr wir danken dir.
6. Du hast uns deine Welt geschenkt:
die Vögel – die Fische.
Du hast uns deine Welt geschenkt:
Herr wir danken dir.
7. Du hast uns deine Welt geschenkt:
die Tiere – die Menschen.
Du hast uns deine Welt geschenkt:
Herr wir danken dir.
Detlev Jöcker
Der österliche Jubel über das neue Leben in Jesus Christus wie aber auch in der Natur widerhallt in Friedrich Spees Lied unter der Nummer 110 im Evangelischen Gesangbuch (und im Gotteslob Nr. 332):
Die ganze Welt, Herr Jesu Christ
1) Die ganze Welt, Herr Jesu Christ,
Halleluja, Halleluja,
in deiner Urständ fröhlich ist.
Halleluja, Halleluja.
2) Das himmlisch Heer im Himmel singt,
Halleluja, Halleluja,
die Christenheit auf Erden klingt.
Halleluja, Halleluja.
3) Jetzt grünet, was nur grünen kann,
Halleluja, Halleluja,
die Bäum zu blühen fangen an.
Halleluja, Halleluja.
4) Es singen jetzt die Vögel all,
Halleluja, Halleluja,
jetzt singt und klingt die Nachtigall.
Halleluja, Halleluja.
5) Der Sonnenschein jetzt kommt herein,
Halleluja, Halleluja,
und gibt der Welt ein’ neuen Schein.
Halleluja, Halleluja.
6) Die ganze Welt, Herr Jesu Christ,
Halleluja, Halleluja,
in deiner Urständ fröhlich ist.
Halleluja, Halleluja.
Vermutlich junge Menschen haben am Aufgang zur protestantischen Kirche halb auf unseren Weg, halb auf den Bürgersteig ihre Aufforderung geschrieben: „Churches for future (Kirchen für Zukunft) – Schöpfung bewahren“. Das ist wahrlich eine große Aufgabe, die sich uns dringend stellt. Und niemand darf jetzt wegen Corona den Klimaschutz hinten anstellen. Wenn der Planet erst einmal verbrannt ist, braucht es weder Corona – Schutz noch Wiederaufbau für Industrie, Gewerbe und Wirtschaft.
Apropos Klimaschutz: Schaut doch einmal nach, wie sehr die Nutzung von Smartphones und von Internet das Klima belastet. Ihr werdet staunen – und hoffentlich reagieren.
Wir verstehen uns: Beim Klimaschutz muss alles auf den Prüfstand. Denn eines ist klar: Wenn es uns nicht gelingt das Klima zu schützen, gibt es bald nichts mehr zu beschützen.
Die Bibel sagt: Gott hat die Welt geschaffen. Und ER hat es gut gemacht. Die Bibel erzählt davon in zwei unterschiedlichen Quellen. Die erste Schöpfungserzählung begegnet uns im ersten Kapitel der Bibel. Sie ist die jüngere von den beiden – im 5. Jahrhundert vor Christus entstanden, „an den Wassern von Babel“ in der babylonischen Gefangenschaft der Kinder Israels.
Die zweite Schöpfungserzählung im zweiten Kapitel unserer Bibel ist zwischen 1000 bis 900 vor Christus entstanden im trocknen Wüstenklima Israels.
Aus diesem Grund werden entsprechend zwei Predigten eingestellt.
Alles Gute und viel Segen für die Lektüre, ggf. auch hinreichend Geduld.
Predigt zu Versen aus 1.Mose 1 bis 2 - Jubilate - 2007
Liebe Gemeinde!
Wer hat Recht? Die Bibel oder die Theorien aus den Naturwissen-schaften? Ist die Welt in sieben Tagen entstanden, so wie es im 1. Buch Mose steht? Oder ist die Welt in einem fortlaufenden Entwicklungsprozess so geworden wie sie heute ist?
In den USA stehen sich Verfechter beider Anschauungen gleichsam mit der Waffe im Anschlag gegenüber und fordern das alleinige Recht den Kindern in der Schule etwas über die Entstehung der Welt zu erzählen. Doch es stellt sich die Frage, ob diese Konfrontation überhaupt sinnvoll und angemessen ist.
Legen wir einmal unseren Text aus 1.Mose 1 neben die Theorien der Naturwissenschaft, so fällt auf, dass es da eine sehr erhebliche Gemeinsamkeit gibt:
Sowohl die jüngere Schöpfungserzählung unserer Bibel in 1. Mose 1 wie auch die naturwissenschaftlichen Theorien beschreiben eine Entwicklung.
Zunächst muss Gott gewisse Voraussetzungen schaffen, damit auf dem noch lebensfeindlichen Planeten Erde die Möglichkeit der Entstehung von Leben gewährleistet wird. Gott ordnet das Chaos.
ER trennt Land und Wasser. ER entfernt also die so genannte >Ursuppe< von der in meinem Biologieunterricht einmal die Rede war.
Die so genannte priesterschriftliche Schöpfungserzählung unserer Bibel legt nun dar, wie Gott in auf einander abgestimmten Schritten erst das einfachere Leben schafft und darauf immer kompliziertere Lebensformen aufbaut. (An anderer Stelle sagt die Bibel, für Gott seien tausend Jahre wie der Tag der gestern vergangen ist – Ps 90, 4; nicht unbedeutend bzgl. des „Sechstagewerks“)
Am Ende schließlich steht der Mensch. Darin also sind sich Bibel und Naturwissenschaft einig. Aber sie haben unterschiedliche Anliegen und sind mit unterschiedlichen Fragestellungen konfrontiert.
Die Naturwissenschaft kann fragen wie und wann die Dinge vielleicht entstanden sein könnten. Sie kann dazu Theorien entwickeln und wieder verwerfen und zu neuen Erkenntnissen wie auch Irrtümern gelangen.
Die Bibel hingegen hat eine ganz andere Fragestellung und diese Fragestellung ist gerade auch im Entstehungszusammenhang unseres heutigen Predigttextes äußerst bedeutsam.
Sie kennen vielleicht aus dem Fernsehen die Werbung für das schweizerische Kräuterbonbon Ricola. In unterschiedlichen Werbespots brüsten sich Menschen verschiedener Nationen damit, dass sie dieses tolle Kräuterbonbon erfunden hätten.
Und immer kommt dann ein kleiner Mann in weißem Hemd und rotem Schlips daher, packt die Leute am Schlawutsch oder die Finnen auch an ihrem Saunatuch und fragt mit leichter Drohung in der Stimme: Wer hat’ s erfunden?!
Und genau das, liebe Gemeinde, ist auch die leitende Fragestellung der Bibel: >>Wer hat’s erfunden?<<.
Die Wissenschaft kann nur versuchen, einen Prozess zu erforschen, wie und wann die Welt, auf der wir leben, entstanden sein könnte. Sie wird aber niemals eine Antwort darauf geben können: Wer steht hinter alle dem? Welche einzigartige Macht hat dies alles geschaffen und entstehen lassen? Und was will diese Macht von uns?
Auf diese Frage kann allein die Bibel eine Antwort geben. Und deshalb, liebe Gemeinde, brauchen unsere Kinder und unsere Jugendlichen genauso Biologieunterricht wie sie ebenso dringend Religionsunterricht brauchen.
Freilich muss dieser Religionsunterricht von Menschen erteilt werden, die wissen, woran sie glauben und nicht vor ihren Klassen herumlavieren, gemäß dem Motto: Lieber Gott, falls es dich gibt, rette meine Seele, falls ich eine habe.
Die Frage >>wer hats’s erfunden?<< bedarf einer Antwort. Und diese Frage war für die Juden damals, als unser heutiger Predigttext rund 500 Jahre vor Christus entstand, von besonderer Dringlichkeit.
Sie saßen damals an den Flüssen von Babel und weinten, wie es in Ps 137 so eindrücklich heißt. Sie saßen in der babylonischen Gefangenschaft an Euphrat und Tigris im heutigen Irak.
Die Babylonier hatten Jerusalem erobert und zerstört. Und sie lehrten die gefangenen Juden, dass die Welt vom obersten Gott der Babylonier geschaffen sei. Der babylonische Gott Marduk habe im Kampf den großen urzeitlichen Chaosdrachen Tiamat besiegt. Aus der Haut des Drachen Tiamat habe Marduk dann die Welt geformt.
Hatten die Babylonier Recht? War Marduk am Ende stärker als der Gott Israels? Stand Marduk am Ende wirklich höher als der HERR, der Gottes Israels?
Marduk oder der HERR? >>Wer hat’ s erfunden?<< Marduk oder der Gott der Bibel? Wer hat die Welt erschaffen?
Die jüdischen Theologen der so genannten >>Priesterschrift<< gaben eine eindeutige Antwort: Der HERR, der Gott Israels, hat die Welt geschaffen.
Als der jüdische Glaube in der babylonischen Gefangenschaft in der Gefahr stand, verloren zu gehen, gaben die Theologen im Exil ein klares Bekenntnis zum Gott Israels. Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde.
ER ist der HERR über alles. Und was die Babylonier als Gestirnsgötter am Himmel verehren, das hat in Wahrheit der HERR als Lampen an den Himmel gehängt. Sterne haben keine Schicksalmacht über Menschen.
Und deshalb sind auch die Lebensordnungen des Gottes Israels maßgeblich für sein Volk und für alle Menschen. Dazu gehört auch der Sabbat, der Ruhetag als siebter Tag der Woche.
Die Einhaltung des Sabbats bestätigt jüdischen Männern und Frauen ihre Identität als Juden in einer fremden Umgebung mit fremden Götzen und Sitten.
Deshalb steuert in dieser Schöpfungserzählung alles auf den Sabbat zu. Die Einsetzung des Ruhetags bildet den Höhepunkt der priesterlichen Schöpfungserzählung unserer Bibel.
Man könnte auch – wie in der biblischen Wissenschaft – von einem Glaubensbekenntnis an den Gott Israels reden, das wir auf der ersten Seite unserer Bibel vorfinden.
Die Frage >>Wer hat’ s erfunden<< ist aus christlicher Sicht damit geklärt. Wir glauben nämlich, dass Gott – Vater Sohn und Heiliger Geist – durch das Wort der Heiligen Schrift zu uns reden will.
Dann aber ist die Welt mit ihren Ordnungen Gottes Willen und Seinem schöpferischen Wort entsprungen.
Hinter allen Ordnungen der Natur, die Menschen und ihr wissenschaftliches Streben entdecken, steht letztlich die schöpferische Kraft Gottes, die alles wirkt und alles zusammenhält.
Wir wissen: Über dem, vor dem und hinter dem, was die Wissenschaft Evolution nennt, steht der lebendige und ewige Gott.
Nun schreiben die priesterlichen Zeugen in ihrem Glaubensbekenntnis etwas, woran wir schwer zu kauen haben. Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde.
Ludwig Hirsch, ein Sänger aus Österreich, hat sich hierzu einmal sehr verzweifelt geäußert. In einem seiner Lieder singt er davon wie Teufel am sechsten Tage den Menschen nach seinem Bilde geschaffen habe. Denn Gott habe sich geweigert so etwas wie den Menschen zu erschaffen.
In einer bestimmten Richtung der Psychologie sprach man einmal von der Rattenebenbildlichkeit des Menschen – der Mensch also als ein Wesen, das nur auf die egoistische Triebbefriedigung des Augenblicks dressiert ist.
Doch nach der Bibel ist der Mensch Gottes Ebenbild. Was sollen wir darunter verstehen?
Vielleicht wird es uns klar, wenn wir erst einmal auf ein anderes Geschöpf Gottes schauen, das uns allen sehr vertraut ist: den Hund.
Der Hund ist rein biologisch betrachtet ein hoch entwickeltes Säugetier, das zu den Greiftieren (früher Raubtier genannt) gehört. Dennoch sind Hunde für uns Menschen etwas ganz Besonderes.
Natürlich gibt es auch nervige Tölen in den Händen neurotischer Halter oder kranke Beißmaschinen gehalten von noch kränkeren Menschen.
Aber schauen wir auf den ganz normalen Familienhund vernunftgeleiteter Hundehalter. So ein Tier kann ein wahrer Freund sein und ist ohne Frage auch ein wichtiges Glied der Familie.
Liebe, Fürsorge, Treue, sogar Hingebung bis in den Tod, wenn es sein muss – all das findet sich bei einem guten Hund. Hunde haben ein feines soziales Gespür und sind sehr sensible Wesen. Ich konnte dies einmal bei einem Beerdigungsgespräch erleben.
Dem alten Mann war die Frau gestorben. Die beiden Hunde, die er im Haus hatte, wichen ihm nicht von der Seite, gingen jeden seiner Schritte mit, schmiegten sich ganz eng an ihn, sobald er wieder auf dem Sofa Platz nahm.
Es war rührend mit anzusehen, wie die beiden merkten, dass ihr Herrchen in einer besonderen Situation war und der besonderen liebevollen Zuwendung bedurfte.
Wir sehen, liebe Gemeinde, Hunde sind im Normalfall, großartige Geschöpfe Gottes.
Oder denken Sie an Delphine. Auch sie haben den Trieb dem Menschen zu helfen, werden sogar zu Therapiezwecken bei schwerstkranken Menschen eingesetzt.
Interessant ist die Frage: Was denkt so ein Tier? Was hat es für ein Bewusstsein? Was geht in ihm vor? Denkt es vielleicht sogar in moralischen Kategorien?
Gehen wir jetzt noch einen Schritt weiter, liebe Gemeinde, und fragen: Was weiß so ein Tier von Gott? Sind so großartige Lebewesen wie Hunde und Delphine in der Lage zu beten und sich mit Gottes Wort auseinanderzusetzen?
Hier wird der Unterschied zum Menschen deutlich. Gott hat den Menschen unter allen Geschöpfen herausgerufen, in einer ganz besonderen Beziehung mit seinem Schöpfer zu leben.
Beide Schöpfungserzählungen unserer Bibel in 1. Mose 1 und 2 bezeugen, dass Gott den Menschen als seinen Mitarbeiter beauftragt, dass ER ihn an seinem Schöpfungswerk beteiligt und ihm Verantwortung überträgt.
Der Mensch soll Gottes Schöpfung bebauen und bewahren, ER soll sie verwalten und gestalten im Sinne des HERRn.
Gott hat sich den Menschen als ein lebendiges Gegenüber erwählt. In der Bibel und im Gottesdienst will Gott mit dem Menschen reden, im Gebet mit ihm in Kontakt stehen.
Gott will in einer Lebensgemeinschaft mit uns Menschen verbunden sein.
Und wir Menschen sind die einzigen Lebewesen, die sich vor Gott einmal verantworten müssen für das, was sie auf dieser Erde gelebt und getrieben haben.
Hier aber kommt dann das Stichwort Sünde in die Betrachtung. Dieses Wort besagt: Der Mensch hat Gott die Gefolgschaft gekündigt und will sein eigener Herr sein, will Gott nicht als seinen Herrn anerkennen, sondern das tun und lassen, was er – der Mensch – für richtig hält.
Die Sünde hat die Gottesebenbildlichkeit des Menschen verdunkelt bis zu völligen Zerstörung.
Nur einer hat sie wahrhaft gelebt und damit auch für uns gerettet: Jesus Christus. In Jesus Christus begegnet uns die wahre Gottesebenbildlichkeit des Menschen.
Jesus ist gekommen, um den Fluch der Sünde zu überwinden und uns die Gottesebenbildlichkeit wiederzubringen. ER gibt uns an seiner Gottesebenbildlichkeit teil.
In der engen Bindung an Jesus Christus gewinnen wir unsere Gottesebenbildlichkeit zurück. Durch Jesus Christus wird wieder hergestellt, was ursprünglich zwischen mir und Gott gemeint war.
In Jesus Christus darf ich neu erkennen, was ich Gott wert bin und was ich IHM bedeute. Ich darf begreifen, dass ich Gottes Eigentum bin, IHM gehöre in Zeit und Ewigkeit.
Ich bin kein Zufallsprodukt der Evolution, kein Laune der Natur. Ich gehöre einem liebenden HERRn. Mein Leben kann deshalb niemals sinnlos sein und wird sich auch niemals in der Sinnlosigkeit verlieren.
Und deshalb darf ich mit Vertrauen leben – für meinen und mit meinem HERRn und Gott, wie ER sich in Jesus Christus offenbart hat.
Predigt zu Genesis 2 - Jubilate - 2013
Liebe Gemeinde!
Im alten Israel zur Zeit der frühen Könige vor 3000 J. lebte ein weiser Theologe und großartiger Erzähler. Seine tiefen Einsichten über Gott und den Menschen fasste er in symbol- und bildreiche Erzählungen, um sie an seine Mitmenschen und spätere Generationen weiterzugeben.
Und Gott nutze diesen weisen Theologen und großen Erzähler als Sprachrohr.
Durch jenen großen weisen Mann, den wir in der biblischen Wissenschaft den Jahwisten nennen, spricht Gott zu seinen Menschen.
In sprachlichen Bildern gibt Gott auf den ersten Seiten der Bibel grundlegende Wahrheiten über sich und uns Menschen bekannt.
Der Sinn der Erzählungen erschließt sich deshalb nur dann, wenn man sie nicht wortwörtlich verstehen will, sondern nach dem Sinn fragt, der sich hinter den Bildern verbirgt.
Dann erst erkennt man so richtig, wie einen der Heilige Geist aus diesen Texten förmlich anweht.
Unser Text beginnt mit der Feststellung, dass noch nichts gewachsen sei auf Erden, denn es ist trocken auf der Erde und noch kein Mensch hat das Land bebaut.
Unser Text ist also entstanden in einem bäuerlichen Milieu. Landbau, aber auch die trockene Steppenlandschaft Palästinas spiegeln sich in der Erzählung wieder. Gott muss erst noch den Menschen schaffen, damit dieser etwas anbauen kann auf der Erde.
Auch muss Gott noch etwas gegen die Trockenheit tun, damit Schöpfung gedeihen kann.
Ein Nebel feuchtet das Land. Und Gott gestaltet den Menschen aus dem Lehm vom Ackerboden.
Das mag uns fremdartig anmuten. Doch der Mensch besteht wirklich körperlich allein aus dem, was sich auch sonst auf dieser Erde findet.
Aber dieses Bild hat einen noch viel tieferen Sinn. Wenn Gott den Menschen formt aus der Erde, so weist uns das darauf hin, wie eng wir mit dieser Erde verbunden sind.
Wir gehören ganz eng mit ihr zusammen. Es gibt uns nicht ohne sie. Und wir sind nichts ohne sie. Hier bei uns, wo noch doch noch einige Menschen eng mit der Ackerscholle verbunden sind, hat man vielleicht auch noch ein Gespür dafür.
Im hebräischen Urtext wird die enge Beziehung von Mensch und Erde auch anhand der Sprache deutlich.
- Adam ist der Mensch,
- adamah ist die Erde.
Schon in der Sprache drückt sich aus, wie eng Mensch und Erde zusammengehören, dass sich der eine ohne die andere nicht denken lässt.
So ruft uns unser Erzähler zwischen den Zeilen zu einem Leben im Einklang mit der Erde und nicht gegen sie.
Er ruft uns zu einer mit der Natur versöhnten Lebensweise, denn unser Krieg gegen die Natur, den wir aus schnöden Wirtschaftsinteressen führen, schlägt am Ende nur böse auf uns selbst zurück.
Unser Text mahnt uns: Wenn der adam die adamah, von der und mit der er lebt, weiter ausbeutet, statt sich in seinem Leben an sie anzupassen, so wird er seine eigene Lebensgrundlage vernichten.
Wir verdrängen es gerne, aber wir können ohne die Erde nicht sein. Ohne die adamah steht der adam tatsächlich vor dem Nichtsein. Sein oder Nichtsein entscheidet sich daran, wie der adam mit der adamah künftig umgeht.
Sein oder Nichtsein entscheidet sich in einem tieferen Sinn für den Menschen auch an seiner Beziehung zu Gott. Denn auch ohne IHN ist er – sind wir – nichts.
Die liebevolle Zuwendung Gottes erweckt in der Paradieserzählung den Menschen zum Leben. Gott beugt sich in Liebe herab und haucht dem Gebilde aus Lehm und Erde seine Seele ein.
So nah wie nur Liebende sich kommen, so nah begegnen sich hier Gott und Mensch. Gott gibt dem Menschen den Kuss des Lebens.
Durch diesen Kuss des Lebens – von Gott gegeben – wird der Mensch zu einer lebendigen Seele. Der Mensch hat nicht eine Seele. Nein, der Mensch ist eine Seele.
Wenn Gott diesen Lebenshauch nimmt, so hört der Mensch auf zu sein. Wenn Gott eines Menschen Seele fordert, wie es einmal im Lukasevangelium heißt, so ist’s mit dem Menschen vorbei.
Unser ganzes Leben hat sein Dasein immer nur von und vor Gott. Unser Leben ereignet sich immer nur in Beziehung zu dem lebendigen Gott, der uns lebendig gemacht hat und lebendig erhält.
Unser Leben geschieht sinnvoll allein in bewusster Verantwortung vor unserem Schöpfer, dem HERRn unseres Lebens.
Wenn aber Gott allein in seiner liebevollen Zuwendung dem Geschöpf Mensch seinen Lebensatem gibt, wenn ER allein mit seinem Kuss des Lebens den Menschen zu einer lebendigen Seele macht, darf dann jemand anderes als GOTT allein, dem irdischen Leben des Menschen seine Grenze setzen?
Wer diesen Text der Heiligen Schrift ernst nimmt, liebe Gemeinde, der kann nicht für eine aktive Sterbehilfe eintreten.
Und wenn es erst einmal das staatlich festgeschriebene und gesellschaftlich akzeptierte Recht zum Selbstmord gibt, wie lange dauert es dann eigentlich noch, bis es die Pflicht zum Selbstmord geben wird?
Hat nicht der Patient, der jahrelang krank ist, die Pflicht zu sterben, damit er die öffentlichen Kassen, die Gesellschaft – und seine Familie vielleicht auch – nicht länger belastet?
Wer diesen Text ernst nimmt und die Probleme zu Ende denkt, wird vor aktiver Sterbehilfe immer nur warnen können.
Wer diesen Text ernst nimmt, liebe Gemeinde, wird bei emotionslos nüchterner Überlegung ebenso niemals die Todesstrafe befürworten können. Denn dieses Gotteswort schließt sie aus.
Der Mensch, liebe Gemeinde, soll leben in der bewussten Verantwortung vor Gott, aber auch in enger Gemeinschaft mit IHM. Der Mensch soll bei Gott geborgen sein und verbunden mit IHM sein Leben gestalten. Dafür steht das Symbol des Gartens in unserem Text.
Man kann es vergleichen vielleicht auch mit einem Laufgehege für Kleinkinder. Die Kinder sind nicht eingesperrt, sondern in einer sicheren Umfriedung.
Sie können sich bewegen, sie können sich kreativ entfalten, ohne in Gefahr zu geraten. Und wenn sie fallen, fallen sie weich und sicher.
So ist es bildlich auch mit dem Menschen im Garten Gottes. Da soll er seine kreativen Gaben entfalten, aber in Gottes Nähe geborgen bleiben.
Der Garten ist kein Hochsicherheitstrakt. Aber er zeigt an, dass es eigentlich die Bestimmung des Menschen ist, in der Nähe Gottes und eng verbunden mit IHM sein Leben sinnvoll zu gestalten.
Zu diesem Leben, liebe Gemeinde, gehört Arbeit dazu. Der Garten, das so genannte Paradies, ist kein Schlaraffenland, wo dem Menschen die gebratenen Tauben in den Mund fliegen. Nein, eine sinnvolle und vor Gott verantwortete Tätigkeit gehört zum Leben des Menschen dazu.
Die Erde ist sozusagen Gottes Nutzgarten für den Menschen. Ja, Gott nimmt den Menschen als Mitarbeiterin und Mitarbeiter in und an seiner Schöpfung in Dienst.
Wenn der Erzähler sagt, Gott habe dem Menschen die Tiere zugeführt, damit er ihnen einen Namen gäbe, so lässt Gott nach biblischem Verständnis den Menschen Teil haben an seiner Schöpfungsarbeit.
Denn nach hebräischem Denken ist es ein Schöpfungsakt, wenn man einem Ding oder einem Wesen seinen Namen gibt.
So ist der Mensch geadelt und gewürdigt, indem er an Gottes Schöpfungswerk beteiligt ist. (Luthers Ständelehre)
Jedes menschliche Leben findet – allgemein gesehen – darin seinen Sinn, dass es unsere Aufgabe ist, als Menschen an Gottes Schöpfung mitzuarbeiten, eine jede da, wo Gott sie hingestellt hat, ein jeder da, wo Gott ihm seinen Platz in dieser Welt angewiesen hat.
Eine sinnvolle Tätigkeit, eine erfüllende Arbeit gehört von Anbeginn der Schöpfung zum Menschsein dazu. Sie gibt unserem Leben Sinn und Inhalt.
Sie ist freilich beileibe nicht der einzige Inhalt. Sie ist auch keineswegs das allein Sinnstiftende in unserem Leben. Es ist falsch, wenn unser Leben wirklich n u r Arbeit ist.
Aber: Gott setzte den Menschen in den Garten, dass er ihn bebaue und bewahre.
Das zeigt an, wie schwerwiegend es für die Betroffenen ist, wenn Menschen keine Arbeit, wenn Menschen keine sinnvolle Betätigung in ihrem Leben finden.
Ihrem Leben wird ein Stück Sinn und auch ein Stück Würde geraubt.
Das zeigt an, wie drängend das Problem der Arbeitslosigkeit nicht nur in gesellschaftlicher und politischer Hinsicht ist.
Es ist auch aus theologischer Sicht ein gravierendes Problem, das dringend einer Lösung zugeführt werden muss. Und deshalb muss die extrem hohe Arbeitslosigkeit in unseren europäischen Nachbarstaaten allen Verantwortlichen sehr zu denken geben.
Es wäre freilich falsch, liebe Gemeinde, die Mitarbeit des Menschen an Gottes Schöpfung nur auf das berufliche Erwerbsleben zu beziehen.
Es umfasst alle sinnvolle Tätigkeit, auch und besonders in Familie und Ehrenamt, überall wo Menschen bereit sind, sich aus Liebe oder innerer Überzeugung für andere einzusetzen und zu engagieren.
Wir leben und wir wirken im Auftrag Gottes, der uns in Liebe geschaffen hat und in ewiger Liebe an uns hängt. Das gibt unserem Leben seinen unveräußerlichen Sinn und seine unbestreitbare Würde.
Dieser Sinn und diese Würde bleiben uns auch,
- wenn wir die Kraft zum Arbeiten und zum Wirken nicht mehr haben,
- wenn wir alt und gebrechlich,
- wenn wir krank und hinfällig werden.
Denn Gottes Liebe umhüllt uns immer. Im Glauben an Jesus Christus bleibt uns die Liebe Gottes auch jenseits des Todes. So werden uns auch dann und dort Sinn und Würde bewahrt.
Schließlich lenkt unser biblischer Erzähler noch den Blick auf ein ganz wesentliches Ziel, auf das Gott in seiner Schöpfung hinaus will.
Es geht um die erfüllte Gemeinschaft von Mann und Frau. Wieder kommt uns der biblische Erzähler mit einem Bild, das natürlich missverstanden werden kann.
Gott erschafft die Frau aus der Rippe des Mannes. In manchen kirchlichen Kreisen leitet man daraus eine Unterordnung der Frau unter den Mann ab oder gar einen geringen Wert der Frau gegenüber dem Mann bzw. auch gegenüber Gott.
Das ist natürlich kompletter Unsinn, der vor Jesus niemals verantwortbar ist. Denn Jesus hat mit diesem Vorurteil bereits vor 2000 Jahren kräftig aufgeräumt.
Wenn wir die Bibel in dem, was sie von Jesu Umgang mit den Frauen erzählt, aufmerksam lesen, so werden wir feststellen, dass einen besseren Freund als Jesus eine Frau niemals haben wird.
Jesus ist der einzige Mann in der Geschichte, der Frauen nachweislich garantiert ernst genommen hat, mindestens genauso ernst wie seine Geschlechtsgenossen.
Bei diesem sprachlichen Bild von der Erschaffung der Frau aus der Rippe des Mannes geht es ganz einfach darum, deutlich zu machen,
- wie eng Mann und Frau nach Gottes Willen zusammen gehören,
- wie eng und wie liebevoll sie aufeinander bezogen sein sollen.
Wie schon bei Mensch und Erde, so auch hier bei Mann und Frau. Sie stehen in engem Zusammenhang und in lebendigem Bezug zu einander.
Und wieder, liebe Gemeinde, hilft die hebräische Sprache, das Gemeinte noch besser auszudrücken als dies im Deutschen möglich ist.
In der hebräischen Sprache ist
- ish der Mann
- und isha die Frau.
Luther übersetzt das hebräische Wortspiel folgerichtig: Die soll Männin heißen, denn vom Manne ist sie genommen. Die soll isha heißen, denn vom ish ist sie genommen.
Der Erzähler kommt zum Höhepunkt seiner Erzählung über die Schaffung des Menschen und der Tiere, wenn er sagt:
Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und an seiner Frau hängen und sie werden ein Fleisch sein.
Sie werden ein Fleisch sein – das meint keineswegs nur die Sexualität und das meint schon gar nicht, dass die Gemeinschaft von Mann und Frau nur dazu da wäre, um Kinder zu zeugen.
Man trifft dieses Missverständnis der Ehe in kirchlichen Kreisen immer wieder an. Aber davon steht in unserem Text nichts drin. Es geht ganz einfach darum, dass aus zwei Lebensfäden einer wird. Zwei Schicksale werden zu einem verwoben.
Und zwei Menschen sollen in verbindlicher Gemeinschaft miteinander leben und sich nicht die Koffer vor die Tür stellen, nur weil sie sich vielleicht einmal auf die Nerven gegangen sind.
Ein Fleisch sein, heißt, dass Mann und Frau eine dauerhafte Lebensgemeinschaft eingehen, die es sich auch zumutet und die es auch schafft,
- Krisen miteinander durchzustehen
- und auch dann zueinander zustehen, wenn man sich mal schwerer miteinander tut
- und der Spaßfaktor vielleicht etwas geringer ist.
Es kommen auch wieder Zeiten, wo die alte Harmonie wieder da ist.
Erfüllte menschliche Gemeinschaft hat Gott für uns vorgesehen.
Das ist die Botschaft des Jahwisten an dieser Stelle.
Sein Lebensmodell für uns ist in der Tat die herkömmliche Familie, die in letzter Zeit so in Frage gestellt wird.
Aber wer dies tut, kann sich auf Gott und die Bibel nicht berufen, sondern steht im Gegensatz zum Willen Gottes.
Es ist nicht gut, dass der Mensch alleine sei. Das gilt auch für unsere Kinder, die manchmal vor dem Computer oder vor dem Fernseher vereinsamen. Gott verdammt den sinnvollen Einsatz von moderner Elektronik sicher nicht.
Aber Gott möchte nicht, dass Kinder und auch Erwachsene in ihrer Einsamkeit und Verlassenheit an ihrer Seele Schaden nehmen und sich elektronischer Ersatzbefriedigung hingeben.
Sie sehen, liebe Gemeinde, wie brennend aktuell dreitausend Jahre alte Bibeltexte sein können, wenn man sich auf die Botschaft, die sie transportieren, einlässt.
Die wichtigste Botschaft zum Schluss. Der Garten, das Paradies ist das Symbol für die von Gott gewollte enge Gemeinschaft zwischen IHM und seinem Geschöpf Mensch. Doch der Mensch hat sich gegen Gott aufgelehnt.
So hat der Mensch das Paradies – gemeint ist die enge harmonische Gemeinschaft mit Gott – verloren.
Davon erzählt das nächste Kapitel in 1. Mose 3.
Wir haben die Gemeinschaft mit Gott aufgekündigt. Denn wir wollen autonom sein, selbstbestimmt, nicht von Gott bestimmt.
Und wir wissen von Demonstrationen her: Wo die „Autonomen“ aufkreuzen, da fliegen die Pflastersteine.
Doch Gott lässt von seinem geliebten Menschen nicht ab.
In Jesus Christus beugt er sich erneut zu ihm herab und gibt ihm den Kuss der göttlichen Liebe. Und er gibt ihm den Kuss des ewigen Lebens.
Wer also das Paradies sucht, wer nach der Gemeinschaft mit dem lebendigen Gott fragt, der muss sich an Jesus Christus binden. Dort wird er die Gemeinschaft des Einen und Ewigen erfahren.
Das Paradies heißt nicht Eden oder sonst wie. Das Paradies heißt allein Jesus Christus.
Paradies hat nichts zu tun mit einem Schlaraffenland, wo einem faul die gebratenen Tauben in den Mund fliegen.
In Jesus Christus aber haben wir die wieder geschenkte Gemeinschaft mit Gott. In Jesus Christus allein also haben wir das Paradies, den Kuss der Liebe des lebendigen Gottes, den Kuss des ewigen Lebens.
ER allein – Jesus Christus kann also wahrhaft das Paradies sein, dem gläubige – aus dem Heiligen Geist wiedergeborene Christen – entgegengehen.
Aus dem Gebet eines Hundehalters (überliefert, Autor unbekannt;)
„HERR, lass mich einmal zu jenem großartigen Menschen werden, für den mein Hund mich heute schon hält!“
Amen.