Lesung

31 »Gebt Acht!«, sagt der HERR. »Die Zeit kommt, da werde ich mit dem Volk von Israel und dem Volk von Juda einen neuen Bund* schließen.

32 Er wird nicht dem Bund gleichen, den ich mit ihren Vorfahren geschlossen habe, als ich sie bei der Hand nahm und aus Ägypten herausführte. Diesen Bund haben sie gebrochen, obwohl ich ihnen doch ein guter Herr gewesen war.

33 Der neue Bund, den ich dann mit dem Volk Israel schließen will, wird völlig anders sein: Ich werde ihnen mein Gesetz* nicht auf Steintafeln, sondern in Herz und Gewissen schreiben. Ich werde ihr Gott sein und sie werden mein Volk sein«, sagt der HERR.

34 »Niemand muss dann noch seinen Nachbarn belehren oder zu seinem Bruder sagen: ‚Lerne den HERRN kennen!‘ Denn alle werden dann wissen, wer ich bin, von den Geringsten bis zu den Vornehmsten. Das sage ich, der HERR. Ich will ihnen ihren Ungehorsam vergeben und nie mehr an ihre Schuld denken.«

Gute Nachricht

Predigt

Die Kosten für die Corona-Krise wird in Deutschland wohl „der Bund“ stemmen müssen.

Wenn es aber um die Lockerungen der Corona-Vorschriften geht, da liegen Bund und Länder bisweilen im Streit. Woran, liebe Gemeinde, denken Sie, wenn Sie das Wort Bund hören?

Bei dem Wort >>Bund<< dachten wir zu meiner Jugend an die Bundeswehr.

Heute, wo die Wehrpflicht abgeschafft ist, denken wir vielleicht eher an die immensen Staatsschulden, die nun durch Corona kommen werden, wenn wir das Wort >>Bund<< hören.

Nur wenige Menschen werden heute an Gott denken, wenn von einem >>Bund<< die Rede ist.

Nur wenige Menschen werden bei diesem Wort an die Heilsgeschichte zwischen Gott und seinen Menschen denken. 

Nur wenige denken dabei

  • an das Geschick Israels und
  • an das Geschick Jesu und
  • an ihr eigenes Geschick im Angesicht Gottes und seiner Ewigkeit.;
  • an unser je persönliches Geschick im Angesichte Gottes und seiner Ewigkeit.

Und doch leben viele Menschen in einem Bund, der sich mit gar nichts anderem vergleichen lässt. Er ist absolut einzigartig. Es ist der Bund der Taufe. Gott wartet darauf, dass wir diesen Bund treu und zuverlässig beachten. Denn ein Bund ist etwas anderes als ein loses Versprechen. Einen Bund muss man in jedem Falle einhalten. Er ist keine unverbindliche Absichtserklärung. 

Ein Bund ist  – wie das Wort schon sagt – bindend. Ein Bund, den man einmal schließt, ist und bleibt absolut verbindlich – für beide Seiten. 

Ein Bundesschluss hat seinem Gewicht entsprechend meist etwas sehr Feierliches an sich. In vielen Fällen schwören sich die Bundespartner einem feierlichen Eid. (Ehe = Bund; für den Juristen ist sie vielleicht ein Vertrag; für Theologie und Kirche ist sie ein Bund) Zur Zeiten des Alten Testaments war ein solcher Bundesschluss sehr oft mit einem Tieropfer verbunden. Dem Tier wurde dabei der Hals durchschnitten. Die Symbolik dieser Handlung sagt: Wer diesen Bund bricht, dem soll es ergehen wie diesem Tier. Man soll ihm den Hals durchschneiden. In einem Bund muss ein Partner sich auf den anderen hundertprozentig verlassen können. Dies strich man sehr drastisch heraus in der Welt des Alten Testaments. 

Es ist wohl einmalig und ohne Parallele in anderen Völkern und Religionen, liebe Gemeinde, dass die Beziehung zwischen Gott und den von IHM erwählten Menschen – wie hier in der Bibel – als Bund beschrieben wird. Die Bibel erklärt uns diese Beziehung in einer Form absoluter gegenseitiger Verpflichtung. Der ganze tiefe Ernst des Glaubens Israels und der Christen hängt damit zusammen, dass am Anfang der Geschichte Gottes mit den Menschen ein Bund steht.

Ausgangspunkt für einen solchen Bund ist zunächst einmal Gottes gnädige Zuwendung zum Menschen. Gott erwählt sich Menschen. Und diesen Menschen gewährt ER einen Bund. Gott lässt sich gnädig zu Menschen herab und gewährt ihnen einen Bund. Im Noahbund sagt Gott einem Menschen zu, dass ER keine Sintflut mehr schicken will. Im Abrahamsbund sagt Gott einem Menschen zu, dass ER ihn zum Vater eines großen Volkes machen will. ER verspricht dem kinderlosen Abraham, dass seine Nachkommen einmal das Land Kanaan besitzen sollen.

Vertrauen und Gehorsam – das ist die Gegenleistung, die Gott vom Menschen verlangt, wenn ER einen solchen Bund gewährt. Gott verpflichtete sich, Abraham – wie später genauso Jakob – mit seinem Segen und seinem Schutz zu begleiten. ER verheißt das Land und die Nachkommen dazu. Abraham vertraute Gott und hörte auf IHN. Abraham glaubte Gott und gehorchte IHM. 

Später folgte der Mosebund oder genauer gesagt der Bundesschluss mit Israel am Sinai, dessen zentraler Inhalt die Zehn Gebote waren. Damit verbunden war die Rettung des Volkes Israel aus der Sklaverei in Ägypten. 

Der Prophet Jeremia lebte in einer Zeit, in der Gott seinem Volk vorwerfen musste, dass es den Bund mit Gott fortlaufend breche und verachte. Die Untreue des Volkes Israel gegenüber Gott führt nach biblischem Geschichtsverständnis dazu, dass erst einmal das Königreich Israel im Norden des Heiligen Landes von der Landkarte verschwindet und von der Großmacht Assyrien geschluckt wird. Später wird auch das Königreich Juda in einer großen Katastrophe untergehen. So lebte der Prophet Jeremia in einer Zeit, in der man davon ausgehen musste, dass der Bund zwischen Gott und Israel komplett gescheitert ist. 

Gott war getreu, aber nicht sein Volk.

Gottes heiß liebendes Herz wurde immer wieder zurückgewiesen und zutiefst verletzt. Die geschichtlichen Katastrophen Israels deutet die Bibel daher als Strafgericht Gottes für solchen Bundesbruch, als Verurteilung für fortgesetzten Treuebruch seines Volkes Israel, das oft genug ja auch als Gottes geliebte Braut beschrieben wird.  

Nun aber ist von einem Neuen Bund die Rede. Ein neuer Anfang zwischen Gott und den Menschen soll geschehen. Er soll geschehen durch die Vergebung aller Schuld. Jeremia beschreibt den Inhalt dieses Bundes so: Ich will ihnen ihre Missetat vergeben und ihrer Sünde nimmermehr gedenken. Etwa 580 Jahre später, liebe Gemeinde, wird ein gewisser Jesus aus Nazaret zu seinen Jüngern, also seinen Schülern und Freunden am Vorabend seines letzten Passahfestes sagen: Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird, zur Vergebung der Sünden. 

Gott hat tatsächlich einen Neuen Bund geschlossen. Dieser Bund gilt nun nicht mehr Israel allein. Gott weitet diesen Bund aus auf alle Völker und Menschen dieser Erde. Und Jesus ist der Mittler des Neuen Bundes. Jesus steht mit seinem Blut und seinem Leben für diesen Neuen Bund ein. Gott versöhnt sich mit dieser Welt  in Jesus Christus und rechnet den Menschen  ihre Sünde nicht zu. So sagt es der Apostel Paulus. Jesus ist die auch uns persönlich entgegengestreckte Hand Gottes der Versöhnung. Diese Hand gilt es zu ergreifen. Denn wer Jesus ab-weist, der wird einen anderen Retter nicht finden. Einen anderen Weg zu Gott als Jesus gibt es nicht! Versöhnung und Gemeinschaft mit Gott sind nur in der persönlichen Hingabe an Jesus Christus zu haben. 

Ich weiß, dass andere Thesen derzeit modern sind. Sie sind dennoch falsch – falsch einfach deshalb, weil sie unbiblisch sind. Aber niemand, der Gott aufrichtig um Vergebung bittet, wird dies vergeblich tun, wenn er dabei seine Hoffnung auf Jesus Christus setzt. Niemand, der ernstlich nach Gott fragt, wird von Gott zurückgewiesen. 

Jesus hat einmal gesagt: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinaus stoßen. In Jesus Christus wendet sich Gott einem jeden Menschen unter uns hier gnädig und freundlich zu. Diese Zusage haben wir im Bund unserer Taufe empfangen. Auch das gehört zu dem Neuen Bund: Es steht außer Frage, dass jeder Mensch, dem Gott Israels unendlich wichtig, unendlich lieb und unendlich teuer ist. Dass wir dies vertrauensvoll auch für uns persönlich annehmen können, ist Teil jener neuen Gotteser-kenntnis, von der uns der Prophet Jeremia im Namen seines Gottes kündet. Wir wissen wohl, dass die Vollendung noch aussteht. Wir alle leiden noch unterunserer Unvollkommenheit. Wir alle leiden noch darunter, dass wir schuldig werden und versagen – als Menschen wie als Christen. Noch bedarf es der Predigt, der Seelsorge und der Belehrung. Noch bedarf es der Mission. Noch bedarf es der Glaubensvergewisserung. Aber die Worte des Propheten bleiben in Geltung. Siehe, es kommt die Zeit, spricht der HERR. Sie wird kommen die Zeit, liebe Gemeinde!

Denn Gottes Wort ist wahrhaftig. Und was ER zusagt, das hält ER gewiss.

Amen